Vilnius und Trakai

Die litauische Hauptstadt Vilnius wurde 1320 vom ehrgeizigen Herzog Gediminas gegründet, der hier eine unbesiegbare Stadt errichten wollte. Die Stadt wurde auf dem Gediminas-Hügel gebaut, es gibt jedoch Vermutungen, daß hier schon 1000 Jahre zuvor eine Siedlung lag. Im 16. Jahrhundert war Vilnius eine der größten Städte Europas mit einer für damalige Bedingungen enormen Einwohnerzahl von 25000. Vilnius wurde einst „Jerusalem des Nordens“ genannt und war ein wichtiges Zentrum jüdischer Kultur mit rund 75000 jüdischen Einwohnern Anfang des 20. Jahrhunderts. Als Litauen nach dem Ersten Weltkrieg seine Unabhängigkeit von Russland wieder erlangte, wurde nicht Vilnius, sondern Kaunas zur Hauptstadt des Landes. Ursache war die Besetzung von Vilnius durch Polen 1922 und die anschließende Eingliederung der Stadt in Polen. Erst 1939 kam Vilnius wieder zu Litauen.

Die mittelaterlichen Befestigungsanlagen aus der Gründungszeit der Stadt beinhalten die untere und die obere Burg, Türme, Mauern und Gräben – zum Schutz vor den Attacken des Deutschen Ordens, dessen Ritter Vilnius mindestens sechs Mal zwischen 1365 und 1402 angegriffen haben. Auf dem Gediminas-Hügel steht bis heute ein Turm der Verteidigungsanlagen der oberen Burg aus dem 14. Jahrhundert. Der Turm beherbergt das Burgmuseum und von der Spitze bietet sich ein hervorragender Ausblick auf die Altstadt. Zwischen oberer Burg und Kathedrale wird seit 2002 der ehemalige, auf Fürst Mindaugas zurückgehende Großfürstenpalast im Stil des 16. Jahrhunderts wieder aufgebaut. Geplant war eine Fertigstellung zum Jubiläum „1000-Jahre-Litauen“ im Jahr 2009, was nicht rechtzeitig gelang, doch zumindest stehen die Fassaden dieser historischen Rekonstruktion.

Der Hauptplatz unterhalb des Burgenkomplexes ist der Platz vor der großen Vilnius Kathedrale (Kastedros Aikšté), das Zentrum der Stadt. Das großes Gediminas-Denkmal auf dem Platz erinnert an die Stadtgründung. Bis in das 10. Jahrhundert wurden hier Märkte abgehalten und ein Kanal umgab einst den Platz, der es Schiffen ermöglichte, bis direkt vor die Tür der Kathedrale zu segeln. Die erste hölzerne Kirche wurde an der Stelle der Kathedrale 1387-1388 gebaut. Eine Vergrößerung geschah im 15. Jahrhundert und der heute zu sehende Bau wurde zwischen 1783 und 1801 errichtet. Zu sowjetischer Zeit wurde die Kathedrale als Kunstmuseum genutzt, erst seit 1989 wird sie wieder als Kirche genutzt. 1985 wurden Schätze im Wert von mehreren Millionen Euro in der Kathedrale entdeckt, versteckt in den Wänden – Doch bis 1998 wurde dieser Fund geheimgehalten, aus Angst, er könnte von den Russsen beschlagnahmt werden. Heute werden die Schätze im Museum für Angewandte Kunst ausgestellt.

Vilnius zeichnet sich durch eine ungewöhnlich hohe Anzahl an Kirchen aus, es soll mehr als 120 Kirchen und Klöster in der Stadt geben. Die Skyline wird geprägt durch Kirchtürme und Kreuze. Die Heiliggeistkirche wurde am Ende des 14. Jahrhunderts erbaut und ist heute das Zentrum der polnischen Minderheit in der Stadt. Die Sankt-Nikolaus-Kirche ist die älteste Kirche in Litauen. Sie wurde 1320 von deutschen Kaufleuten errichtet und ist das älteste erhaltene gotische Gebäude in Vilnius. Sehenswert ist außerdem die Sankt-Peter-und-Paul-Kirche mit einer üppigen barocken Innenausstattung. Das sogenannte „Gotische Ensemble“ besteht aus der Annenkirche, der Bernhardinerkirche und dem Bernhardinerkloster. Schräg gegenüber liegt außerdem die Michaeliskirche. Die in spätgotischer Backsteinbauweise errichtete Annenkirche gilt als die Lieblingskirche von Napoleon. Angeblich wollte Napoleon, der auf seinem Russlandfeldzug auch durch Vilnius zog, die Kirche mit nach Paris nehmen.

1579 wurde die Universität in Vilnius von polnischen Jesuiten gegründet. In einem der insgesamt 12 Innenhöfe der Universität befindet sich die Johanneskirche von 1387, deren Glockenturm aus dem 17. Jahrhundert eines der Markenzeichen von Vilnius ist. Einziger Rest der einstigen Stadtmauer von Vilnius ist das Tor der Morgenröte. Die übrige Mauer wurde um 1800, als Litauen zu Russland gehörte, zerstört. Der Palast des Präsidenten, früher die Residenz des Bischofs, wurde im 19. Jahrhundert im klassischen Stil des Russischen Reiches errichtet. Der Palast grenzt an den Rathausplatz (Rotušés Aikšté). Neben dem Rathaus aus dem 16. Jahrhundert findet sich hier die älteste Barock-Kirche in Vilnius, die von Jesuiten 1604 bis 1615 erbaute Kirche des heiligen Kasimir.

Die Altstadt von Vilnius ist die flächenmäßig größte in Osteuropa, und verdient sicher ihren Status als UNESO Weltkulturerbe. Die Kopfsteinpflasterstraßen, gewundenen Gassen und versteckten Hinterhöfe haben die Atmosphäre einer barocken Stadt aus dem 16. Jahrhundert erhalten. Das touristische Zentrum der Altstadt ist die Pilies Gatvé (Burgstraße) mit zahlreichen Restaurants und Souvenirständen.

Ein sehr beliebtes Ausflugsziel ist Trakai im Zentrum des gleichnamigen Nationalparkes, nur rund 30 Kilometer von Vilnius entfernt. Trakai ist die alte Hauptstadt Litauens und war der Sitz des Großherzogs bis Herzog Gediminas die Hauptstadt 1323 nach Vilnius verlegte. Die einmalige Wasserburg von Trakai steht auf einer Insel im See Galve und ist über eine Holzbrücke mit dem Festland verbunden. Die Burg wurde um 1400 errichtet und ist heute vollständig renoviert. Im Inneren befindet sich eine sehenswerte Ausstellung über die Geschichte des Großherzogtums Litauen. Im 14. Jahrhundert holte sich Großherzog Vytautas seine Leibgarde von der Krim am Schwarzen Meer – Die Nachfahren, die Karäer, leben bis heute immer noch in Trakai. Das Karäische Ethnografische Museum im Stadtzentrum gibt einen Einblick in die Geschichte dieser kleinsten ethnischen Minorität Litauens.

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Litauen  
ViaBaltica.de, 17. März 2018

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